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Herz und Kreuz Dame, sowie Bube 11

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Thereallobezno's avatar
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Verschollen geglaubte Erinnerungen…
An eine glücklichere Zeit, als sie noch jung war… noch nicht einmal volljährig.
Ein Ort - irgendwo in Tír Tairngire…
An einen Jungen, der ihretwegen zwei Finger verloren hatte… und dies aus religiösen Gründen für immer.
Der sich gerade wegen ihr heftig mit drei elfischen Rüpeln stritt. Weil er der Meinung war, dass sie etwas Besonderes war; dass sie eine Gabe besaß, die einzigartig war!
Sie glaubten ihm nicht, verhöhnten ihn bloß und verlangten einen sichtbaren Beweis. Wissend, dass dies ohne schwerwiegenden Konsequenzen nicht möglich sein würde…
Doch er war blind dafür.
Weil seine Bewunderung für sie keine Grenzen kannte.
Denn sie war die große Schwester, die er nie besessen; sich aber schon immer gewünscht hatte - die ihm stets zur Seite gestanden hatte, um gegen alle Widrigkeiten des Lebens zu bestehen. Sogar in dem finstersten Augenblick, als sich gezeigt hatte, dass es Mutter Natur mit ihm nicht allzu gut gemeint hatte und er wohl nie die von seinem Vater erwartete Laufbahn hätte einschlagen können.
Ja, sie persönlich war es gewesen – trotz ihres Alters - die seine Eltern schließlich davon überzeugt hatte, auch dann noch zu ihm zu stehen, als die Tests endgültig ergeben hatten, dass er auch als Elf nicht für eine höhere Ausbildung geeignet, überhaupt intelligent genug dafür war.
Er hätte zur Adoption frei gegeben werden sollen…
Sie war für ihn die Größte überhaupt.
Und er ließ absolut keine Gelegenheit aus, dass alle anderen wissen zu lassen.
Wie auch jetzt…
Doch selten glaubte jemand seinen überbordenden Schilderungen, dass dieses unscheinbare Mädchen bereits in ihrem jungen Alter schon eine absolute Meisterin im Umgang mit Wurfgeschossen war.
Meistens vermutete man andere Gründe für sein Interesse…
Doch er duldete es ebenso nicht, wenn jemand an ihrem Talent zweifelte.
Dass war etwas, dass er einfach nicht begreifen konnte.
Dann verteidigte er sie eisern und ausdauernd. Brachte sich damit wohl in Gefahr… und sie wieder einmal in Teufels Küche.
Sie stand dieses Mal abseits und erlebte alles wie durch einen seltsamen Schleier. Hierbei fragte sie sich zum wiederholten Mal, ob sich das Ganze überhaupt lohnte. War es den Schwur wirklich wert, den sie ihm gegenüber abgelegt hatte?
Eigentlich war es doch seine Schuld gewesen…
Sie sah nochmals zu ihm hinüber.
Natürlich verlangten sie eine Demonstration und hatten leider auch schon das ideale Zielobjekt auserkoren. Und wenn sie nicht daran ihre Fähigkeit mit Wurfgegenständen beweisen würde; sähen sie sich absolut darin bestätigt, dass er bloß log, und sie wohl nichts weiteres als sein Nüttchen war - das ihm seines hohen Familiennamens wegen zustand.
Ihr Blick wanderte erneut zur Tjoste-Rüstung Maximilian des Ersten von Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Wer stellte denn ein solches Ding überhaupt in sein Anwesen und wieso nannte man ihn eigentlich den letzten Ritter?
Wer auch immer einmal da drin gesteckt hatte, konnte sich vielleicht nicht gerade elegant bewegen; aber zumindest hatte er jeden einzelnen Zoll seines Körpers durch massives Metall geschützt. Darüber hinaus, war das Teil sehr wahrscheinlich über ein halbes Jahrtausend alt…
Und er bestand weiterhin darauf, dass auch eine solche Rüstung kein Hindernis für sie gewesen wäre. Dass sie gegen dessen Träger ebenfalls einen tödlichen Treffer hätte landen können, ohne die Rüstung zu berühren, geschweige denn sie zu beschädigen.
Nun, sie war sich sicher, dass wenn letzteres passieren würde, man sie sehr wahrscheinlich sofort aus Tír Tairngire verbannt hätte!
Der Junge war absolut überzeugt von ihr. So sehr, dass er es auch in Kauf nahm, sich ihretwegen von den Rüpeln verprügeln zu lassen. Dabei blickte er nicht einmal zu ihr, sondern sprach mit einer einschüchternden Gewissheit. Er vertraute ihr blind…
Wie weit wäre er überhaupt bereit gewesen, für sie zu gehen?
Und wäre sie es jemals für jemanden wie ihn gewesen?
Aber vor allem… wie teuer war diese vermaledeite Rüstung?
Spielte das überhaupt eine Rolle?
Hatte ihr Leben jemals eine Rolle gespielt?
Und wie stets, wenn eine wichtige Entscheidung anstand, folgte sie wieder einmal blind ihrem Instinkt…
Nachdenklich blickte sie zum plastifizierten Besucherausweis, den sie an ihrem nagelneuen Jackett trug.
War das Leben wirklich so viele Fragen wert?
Kurzerhand pfiff sie mit Zeige- und Mittelfinger derart, dass sich alle Anwesenden zu ihr herumdrehten. Dann setzte sie das verführerischste Lächeln auf, das ein junges Mädchen überhaupt aufsetzen konnte und warf den Ausweis.


Nox SanJuan stürmte nach vorne.
Zwar rammte er dabei einige Male schmerzhaft die vibrierenden Wände des Schnellzuges, aber er ließ sich nicht aufhalten. Einmal musste er sich sogar abstützen, als er kurz die Kontrolle über seine Knie verlor, während der Schmerz in seiner Seite massiv in die Lungen strahlte und ihm Mühe beim Atmen bereitete. Die Verletzung an den Rippen war wohl gravierender als angenommen. Und er verlor immer noch zu viel Blut.
Dabei müsste er jetzt eigentlich Huolong helfen.
Aber da gab es etwas, dass er einfach wissen musste…
Egal, ob er dabei sein Leben aufs Spiel setzte!
Wie zum Teufel hatte es Tzy noch rechtzeitig geschafft, die Delaracirolle auf die Wartungsspur zu lenken?
Das konnte sie alleine doch nicht bewerkstelligt haben…
Als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den Maschinenraum erreichte, wäre er fast auf einer massiven Blutlache ausgerutscht, die sich unterhalb der teilweise eingedrückten Luke am Dach befand. Von hier aus startete eine Spur, die sich bis zum anderen Ende des Abteils erstreckte und teilweise sogar der Wand entlang führte. Dabei kamen ihm die vereinzelten Handabdrücke seltsam vertraut vor…
Er spürte ein einzigartiges Kribbeln im Nacken.
Und war sich dabei sicher, dass er unbedingt weiter musste. Gleichzeitig war er sich jetzt auch absolut sicher, dass die grauenhaften Schmerzensschreie, die er zuvor schon zu hören geglaubt hatte echt waren und vom Führerstand kamen. Was zum Teufel war da vorne vorgefallen?
Er beeilte sich nach vorne zu kommen.
Und blieb dort abrupt stehen.
Er glaubte seinen Augen nicht.
Und ein eiskalter Schauer jagte ihm den Rücken hinab, als eine unvorstellbare Erleichterung erfüllte ihn. „Dios mio… mi Dama!"
Sie lebte?
Jegliche Beschwerden waren verflogen, während sein Herz förmlich einen Sprung machte.
Auch wenn White Ronin absolut erbarmungswürdig aussah.
Sie lebte wirklich!
Augenblicklich nahm er auch die Schmerzensschreie nicht mehr bewusst war, die weiterhin den Führerstand erfüllten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt hier und jetzt einzig der Todgeglaubten vor ihm.
Zitternd stand sie dort, teilweise barfuß, in dreckigen, zerrissenen und blutverspritzten halterlosen Strümpfen. Die Frau trug nur noch ihre seidene Unterwäsche und darüber einen blutverkrusteten Fetzen, der einmal eine ansehnliche, perlmutfarbene Seidenbluse gewesen war.
„White… wie ist dir… wie hast du?“
Sie schien ihn nicht bewusst wahrzunehmen, während sie gerade mit etwas anderem kämpfte…
Der Mann schloss sofort zu ihr auf.
Als er sie dabei beruhigend berührte, sah sie wie in Trance zu ihm auf und ihr Blick ging förmlich durch ihn hindurch. „Und ich hab Maximilians Rüstung nicht beschädigt!“ meinte sie mit Stolz in der Stimme.
„Was?“
Nox Ausruf entriss sie jetzt ihrem momentanen Zustand, als sich ihr Blick schließlich auf ihn fokussierte. Und damit kehrten auch die Schmerzen in ihrem Gesichtsausdruck zurück.
Er musste sie stützen, während blanke Verzweiflung in ihren Augen erwachte.
„Hab keine Kraft mehr...“ Meinte sie dabei komplett verunsichert, während sie mit einem russischen Marinedolch aus dem zweiten Weltkrieg am kämpfen war, der in ihre linke Handfläche eingedrungen und den Handrücken durchschlagen hatte. Er steckte dabei einige Zentimeter tief in ihrer linken Brust und ließ sich scheinbar nicht bewegen.
Er hätte wohl ihr Herz treffen sollen…
Vorsichtig ergriff Nox die geschundene Hand und zog kurz dabei, damit der Dolch aus der Wunde in der Brust drang. Augenblicklich erblühte eine faszinierende, blutrote Blume auf White Ronins BH.
Sie stöhnte dabei nur kurz, als er sie fragend ansah.
Es folgte nur ein tapferes Nicken.
Darauf riss er ihr mit einer fließenden Bewegung den Dolch aus der Hand und warf ihn weg.
Die Frau biss dabei kurz die Zähne zusammen und kniff erleichtert die Augen zusammen.
Rasch verband ihr Nox die Hand mit seinem Taschentuch und sah sie dabei fragend an. „Wieso hast du nicht geschrien?”
“Was würde das ändern?”
Einiges wacher musterte sie ihn nun - und in ihrer Stimme schwang eine gewisse Neugierde. „Hattest du Mühe beim Rasieren?“
Der Hispanoamerikaner atmete tief durch. Und während er eine Antwort auf White Ronins Galgenhumor suchte, wurde er sich jetzt auch des toten Riggers im Stuhl des Eisenbahnfahrzeugführers bewusst. Ebenso konnte er gut erkenne, dass ein Teil der Armatur ziemlich tot aussah. Dabei beschleunigte der Schnellzug immer noch...
Sein Blick wanderte hinaus. Hierbei kam ihm die Landschaft seltsam vertraut vor. Verdammt vertraut…
Bald würde wohl das Viadukt kommen. Und diese verdammt enge 180° Kurve…
„Wir müssen unbedingt hier weg!“ Meinte Nox.
„Wieso…“ antwortete ihm White Ronin erschöpft, „ Cara'Sir ist gerettet. Und wir kommen hier sowieso nicht mehr lebend raus…"
Er packte ihren Unterarm. „Doch… vertrau mir! Ich hatte eine Idee…“
Während ihr inzwischen Tränen über das dreckige Gesicht liefen, sah sie ihn resigniert an. „I-ich kann nicht!“
„Was?“
Sein Schrei übertönte sogar die gellenden Schmerzensschreie, welche den Raum immer noch erfüllten und ließ die Frau vor ihm heftig zusammen zucken.
Dabei wäre sie fast umgefallen.
Er fing sie noch rechtzeitig auf. „Wieso?“
„I-ich kann mich nicht bewegen… habe Krämpfe am ganzen Körper! Kann kaum einen Muskel mehr bewegen oder laufen… keine Kontrolle mehr unterhalb der Taille. Und die Arme brennen, als stünden sie in Flammen.“
Erleichtert lächelte er sie nun an, als er sich verstehend zu ihr vorbückte. Dann umfasste er sie sachte, griff ihr unter die Kniekehlen und nahm sie in den Arm.
Augenblicklich verlor er dabei das Gleichgewicht, viel vornüber und knallte schmerhaft auf das rechte Knie. Kurz wurde ihm dabei schwarz vor Augen. „I-ich kann einiges an Schaden schlucken. Aber im Moment scheint’s als… wäre ich wohl ein wenig… aus der Übung…“ versuchte er sich zu rechtfertigen, wobei er dabei fast White Ronin hätte fallen lassen.
Diese warf instinktiv ihren rechten Arm über seine Schulter und hielt sich fest.
Einige Herzschläge lang kämpfte er nun derartig um hoch zu kommen.
„Lass mich zurück, rette wenigstens dich!“ hauchte ihn dabei die Frau in seinen Armen an.
Nox wollte gerade etwas Heftiges erwidern, als er ihr tief in die Augen blickte. Dabei ertrank er förmlich in den atemberaubenden Amethysten…
Er küsste die Frau und ließ sich dabei gehen.
Sie erwiderte den leidenschaftlichen Kuss und umarmte ihn innig.
Gleichzeitig stemmte er sich gegen die lähmenden Schmerzen, gab sich einen Ruck und kämpfte sich Zoll um Zoll hoch, bis er sicher auf beiden Beinen stand. Als er sie nun schwankend hielt, lösten sich ihre Lippen und er streckte sich vorsichtig durch. Dann drehte er sich zum Durchgang zum Maschinenraum herum. „Das brauchte ich wohl!“
White Ronin nickte schwach. „Aber das es nicht zur Gewohnheit wird!“
Nox fokussierte sich nun auf den Durchgang und machte sich auf den Weg.
Hierbei fiel ihm auch erstmals die Frau auf, die in einer Nische zuckend am Boden lag und von der die gellenden Schreie kamen. Die sehnige Frau mit kupferfarbenem Stoppelhaar versuchte sich dabei immer wieder in das blutige Gesicht zu greifen.
Deutlich sichtbar fehlten ihr an der linken Hand fast alle Finger, welche sauber unterhalb des ersten Fingergelenkes abgetrennt worden waren. Deren Schnittstellen fingen jetzt erst an zu bluten.
Doch das Blut, das ihr über die grellbunten Federn auf ihren knochigen Wangen lief stammte von einer Karte, die sie im Gesicht getroffen hatte. Dabei hatte diese horizontal das Nasenbein durchschlagen und war wohl hierbei im Knochen stecken geblieben. Ebenso steckte sie auch gleichzeitig in beiden Augäpfeln fest.
Zwar gelang es der Frau ein paar Mal, die Karte mit ihrer Rechten zu greifen, aber jedes Mal rutschte sie dabei aus und schrie danach wie am Spieß.
Hätte die Zeit nicht so verdammt gedrängt, wäre ihr jetzt der Hispanoamerikaner zu Hilfe geeilt. Aber in seiner momentanen Verfassung musste er wohl eine unangenehme Entscheidung treffen…
Also vergewisserte er sich, dass er White Ronin im Moment noch halten konnte und setzte sich so schnell wie möglich in Bewegung.
Sie kuschelte sich dabei eng an ihn.
Gleichzeitig wurde sie mehrfach von Krämpfen geschüttelt, bei denen er sich einmal sogar gegen eine Wand abstützen musste, damit sie beiden nicht gestürzt wären.
Als sie darauf kurz zu Atem kam, lächelte sie ihn traurig an. „Habe dich stets für deinen Optimismus bewundert… aber dies ist aussichtslos. Ich… kann mich nur… verschwommen an die Ereignisse nach dem Magier erinnern… aber dieses Mal bin ich wohl zu weit gegangen. Bin nur noch toter Ballast… überlass mich meinem Schicksal und versuch wenigstens dich zu…“
„Nichts da!“ klemmte er sie ab, als sie das Frachtabteil endlich erreichten, „ wir haben noch was zu tun!“
Zǐmèi!“ schrie Hiau Tzü erfreut beim Anblick White Ronins auf, als sie gerade um den Rolls Royce Phaeton gerannt kam, der mit geöffneten Türen noch im komplett verwüsteten Abteil stand. Ihre Stimme klang anschließend wie die eines Soldaten, der soeben die ihm auferlegten Aufgaben erledigt hatte.
„Habe die Wegfahrsperren an jedem Rad entfernt und die Schutzplane runtergenommen. Was jetzt?“
„Du fährst!“
Während nun White Ronin die zwei komplett verwirrt ansah, steuerte Nox die Hintersitze der Luxuslimousine an und schob die Frau hinein. Als die Asiatin über den Wagen hechtete und hinter dem Lenkrad Platz nahm, betet er die verletzte Elfe vorsichtig in den bequemen, weißen Ledersitz.
Noch bevor diese etwas erwidern konnte, wandte sich Nox an eine verschüchtert dreinblickende Frau, die die Uniform eines Zugführers trug und auf dem Nebensitz sass.
„Hilf bitte meiner Dame, sich anzuschnallen.“ Meinte er mit einer Freundlichkeit, die diese mehr verwirrte als sonst was.
Auf White Ronins fragenden Blick meinte er nur „sie haben immer genug Treibstoff, damit sie eigenständig aus dem Abteil gefahren werden können“ und küsste sie sanft auf die Schläfe.
„Wir haben’s bald geschafft!“ Meinte er noch abschließend und schwang sich auf den Beifahrersitz.
Die Assistentin des Zugführers und White Ronin sahen sich darauf bloss fragend an. Doch als diese mit den Achseln zuckte, wurde sie erneut von Krämpfen gebeutelt.
Währenddessen fuhr Hiau Tzü neugierig über eine Goldgravur im Lenkrad des Helios-Spezialmodelles.
For Saphir,
Laverty.

Stand dort.
"Schöner Name“, meinte kurz Nox, "eine Frau die so heißt, könnte ich glatt heiraten!"
Dann brach er mit roher Gewalt das Handschuhfach auf, suchte kurz darin und übergab der Asiatin die Kontroll-Chipkarte der Luxuslimousine. „Nicht vergessen, wir müssen westlich raus. Das ist die Seite, an der die Luke beschädigt ist… sobald ich das Signal gebe!“
Sie nickte und machte sich am Schloss zu schaffen, während sich nun der Latino auf eine unscheinbare Karte konzentrierte, die wie ein uralter Versicherungsausweis für Neureiche aussah.
Hinter den Beiden machte sich nun die Assistentin des Zugführers gerade daran White Ronin den Sicherheitsgurt anzulegen, als diese mit zugekniffenen Augen gegen das heftige Zucken in ihren Beinen kämpfte. Mit durchgestrecktem Hals ergriff sie die ihr helfende Hand.
„D-danke… ?“
„Marietta…“
White Ronin streckte sich schließlich komplett durch und atmete darauf erleichtert auf, als sie ihre Begleiterin ansah. „Danke Marietta!“
Und diese erwiderte den Griff.
Unschlüssig blickte währenddessen Hiau Tzü den Mann neben sich an, der augenblicklich einen unverständlichen Wortschwall an Flüchen in seiner Muttersprache los ließ, als er ein sicheres Passwort zu generieren versuchte, welches vom System des Fahrzeugs auch akzeptiert wurde.
Ein heftiger Ruck ging plötzlich durch die gesamte Zugkomposition, als ein brutales Schütteln einsetzte.
Die Luxuslimousine rutschte dabei hin und her.
Dabei konnte man sehr gut spüren, dass dieser Teil der Geleise schon länger vernachlässigt worden war. Wie wild tanzten inzwischen die tragenden Laufräder auf den Geleisen herum.
Dann erwachte das Kärtchen in Nox Hände endlich zum Leben und begann das Display rot glühend zu pulsieren. „Ist scharf…“ meinte er nun mit nervöser Stimme, “sie sind dran Mylady Huolong. Und für alle… sobald ich ‚Jetzt!‘ rufe, zieht ihr die Füße hoch!“
Hiau Tzü startete das Fahrzeug.
Und während das Abteil durch die heftigen Vibrationen auseinander zu fallen schien, driftete das Bug des Wagens nach Osten.
„Sollten wir nicht… andere Richtung?“ Meinte Marietta nun verängstigt.
Die Asiatin kämpfte gerade einhändig mit dem Lenkrad, als gut hörbar der Triebwagen aus den Geleisen sprang.
„Das ist der verdammte Löschschaum!“
Während sich Nox gegen das Handschuhfach stemmte, begann sich die linke Seite des Wag­gons zu heben, und dessen tragenden Laufräder lösten sich von den Schienen.
White Ronin zog Marietta zu sich und drückte diese beschützend an sich.
Nox seinerseits realisierte es nicht einmal, wie er sich die Unterlippe blutig biss.
Als sich nun der Boden unter ihnen senkrecht stellte, gelang es Hiau Tzü endlich das Fahrzeug in die richtige Richtung auszurichten.
Mit ihrem ganzen Gewicht trat sie aufs Gas.
Kurz spürte man, wie der Wagen mit dem Heck gegen die Rückwand stiess, dann griffen endlich die Reifen.
Und wie eine Rakete schossen sie darauf in den Himmel, schrammte der Rolls Royce unter der verbogenen Luke vorbei und jagte fast senkrecht in die Höhe.
Während er nun in die Höhe schoss und sich vom entgleisenden Zug entfernte, brüllte gleichzeitig Nox „Jetzt!“ und riss die Verschalung für die Startmechanik des Armaturenbrettes ab.
Ein Zischen erfüllte explosionsartig die Luft in der Fahrgastzelle.


Die Delaracirolle hatte knapp die Hälfte des Viaduktes geschafft, als sie von der Zentrifugalkraft endgültig von der Spur gedrückt wurde.
Dabei wurde der imposante Schnellzug Tír Tairngires von der eigenen Beschleunigung kreischend von den Geleisen gehoben und flog einen kurzen Augenblick sich überschlagend durch die Luft. Dann stürzte er mit der Wucht eines tödlich verwundeten Leviathans in den Wald darunter.
Trotz seiner Grösse und seines Gewichtes überschlug sich der Triebwagen nun mehrfach, hinterliess dabei eine riesige Schneise der Verwüstung. Dabei folgte ihm ein Trümmerregen aus zerfetzter Aussenhaut, Maschinenteilen und Inneneinrichtung wie der Schweif eines Kometen.
Bis es ihn schliesslich zwischen mehreren uralten Bäumen förmlich auseinander riss…
Am Ende blieb bloss noch eine einzigartige Spur der Verwüstung im Wald, die über mehrere hundert Meter von Trümmern überzogen war, von denen mehr an die Delaracirolle erinnerte, einst dem Stolz der Telestrian Industries Corporation.
So...

und hier die Antwort auf eine wohl brennende Frage...
;-)


▼ Was bisher geschah: [link]

▲ Fortsetzung: [link]
© 2013 - 2024 Thereallobezno
Comments9
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DuchesseOfDusk's avatar

Die Erinnerungen am Anfang des Kapitels haben mir gut gefallen. Ein starker Kontrast zu den vorherigen Kapiteln. Allerdings war ich überrascht, dass es danach mit Nox weiterging und nicht mit White Ronin. Ich hatte erwartet, dass es nach ihren Erinnerungen zuerst um sie geht.

Naja, aber Nox beeilt sich dann ja auch sofort, sie zu finden. Hm, es ist nicht so gut, ein Messer rauszuziehen, wenn es fest im Körper steckt. Solange es drin steckt, blutet die Wunde nicht so viel. Aber sobald es raus ist, schon. Die Hand an der Brust festgetackert zu haben ist schon ziemlich doof, aber eigentlich sollte Nox besser warten, bis er Verbandsmaterial und ein Medkit hat, bevor er das Messer rauszieht.

*lol* also dass die beiden erst knutschen müssen, bevor sie sterben, wie zumindest Ronin glaubt, fand ich ja schon witzig. Ich hätte da eher erwartet, dass sie sich sofort auf den Weg in den Gepäckwagen mit dem Auto machen. Apropos, mit einem Auto aus einem entgleisenden Zug fahren ist schon ziemlich krass … eigentlich kann so eine Aktion nicht gut gehen. Aber gut, bei SR hat das Auto vermutlich einen Fallschirm oder so drin, und sie landen dann ganz sanft, wen sie von diesem Aquädukt runtersegeln ^^ Das Auto sollte aber das dringend benötigte Verbandszeug mit vernünftigem Medkit dabei haben. Na dann gucke ich doch gleich mal, wie es weitergeht. Das Ende macht es auf jeden Fall wieder spannend.


This critique brought to you by The Jolly Old Roger, Merry Critmas!