literature

Der l. Flug des Greifen 2-XXV

Deviation Actions

Thereallobezno's avatar
Published:
351 Views

Literature Text


Basel, Genom Arkologie, Frühling 2069

*ACHTUNG! Dies ist keine Übung!*
Pulsierte in der AR die blutrote Aufschrift zu ihrer linken, während Rose mit ihrem gefütterten Schutzhelm kämpfte, der in ihrer persönlichen Ausrüstungsnische nicht von der Halterung wollte.
Vor ihr waren Globi, alias Gerrit al-Ghafur und Marie-Louisa gerade mit ihren maßgeschneiderten Panzerwesten beschäftigt. Gewissenhaft ging jeder die Verschlüsse und Anschlüsse des anderen durch und suchte nach möglichen Schwachstellen. Die anderen zwei ihres Teams waren damit bereits schon durch, überprüfte noch Heide-Andrea den Sitz ihrer Beinpanzerung und Carmen den ihres Helmes.
Über jedem einzelnen der Mitglieder von RED ONE war für Rose ständig und überdeutlich deren momentanen Vitalstatistiken, wie Herzfrequenz, das augenblickliche Elektroenzephalogramm oder ihre Körpertemperatur, sowie Atemfrequenz und –zugvolumen ersichtlich.
Keiner von ihnen schien bisher übermäßig nervös oder gestresst.
Wahre Profis halt… wie es sich wohl für die Nummer eins des Magischen Unterstützungstrupps Genoms gehörte.
Gerade als ihr Helm in Position war, poppte jäh ein neongelb leuchtendes Warnschild vor ihr auf, das ihr gesamtes Gesichtsfeld überdeckte.
*Rose Whittaker, sie leiden momentan unter heftigen Menstruationsblutungen!*
Stand dort in einer zu großen Schrift.
*Das könnte den erfolgreichen Abschluss des ganzen Einsatzes massiv in Frage stellen! Welche Maßnahmen wurden ihrerseits ergriffen, um die Gefährdung ihrer Teammitglieder zu minimieren und ein mögliches Scheitern des Einsatzes deswegen auszuschließen?*
Leicht genervt kniff die rothaarige Frau die Augen zusammen und tippte die zutreffende Punkte der darunter angegeben Maske mit allen zur Verfügung stehenden Auswahlmöglichkeiten an. Dabei wurden die einzelnen Antworten kurz überprüft und markierte danach ein grün leuchtender Hacken die Eingabe.
Dass die heute Morgen eingenommenen Medikamente, die sie stets zu Beginn ihres Ovarialzyklus einnahm, von den in ihren Körper befindlichen Naniten registriert wurden, war irgendwie selbstverständlich… aber sie versuchte keinen Gedanken daran zu vergeuden, wie das System wissen sollte, das sie ebenfalls einen Tampon benutzte.
Dafür musste sie aber vor allem über Punkt Eins der Auswahlmöglichkeiten schmunzeln. ‚Dem Einsatz fern bleiben‘ war eine Alternative, die sie vielleicht einmal wirklich in Betracht ziehen musste. Obwohl ihr in diesem Zusammenhang die Alternative ‚magische Versiegelung der Gebärmutter‘ einen Schauer den Rücken hinab jagte. Wer machte so etwas?
Gerade als das Warnschild verschwand, stand Marie-Louisa Gerndt vor ihr. „Hilfst du mir?“
Während sich jetzt die hübsche Blondine vorsichtig die Haare hoch hielt, stülpte ihr Rose bedachtsam den Helm über. Wie meistens bei einem Einsatz von RED ONE war diese hier und jetzt die Ruhe selbst. Wobei Rose inzwischen zur Überzeugung gekommen war, dass das bei ML nicht wegen ihrer Selbstsicherheit sondern der schlichten Gleichgültigkeit war, mit der sie ihre Aufgaben innerhalb des Magischen Unterstützungstrupps wahrnahm.
Sie verkniff sich ein Lächeln, als sie daran denken musste, wie anders und zu fast allem entschlossen sie einmal ML erlebt hatte, als es darum ging, sich ein Jupe der neuen Anielski-Joop Kollektion zu sichern…
Gleichzeitig verfolgte die Anführerin der ganzen Gruppe zu ihrer Rechten auf drei verschiedenen Höhen die aktuellsten Meldungen über den bevorstehenden Einsatz.
Knapp über ihrem Kopf wurden alle Statusmeldungen der Neun - das portugiesische Konsulat und deren Mitglieder betreffend - sowie der wohl damit zusammenhängenden Ausfälle des Überwachungssystems in den unteren Etagen angezeigt. Dabei war auf einer zweidimensionalen Plattformansicht der Arche stets ersichtlich, wo sich alle bisher getagten Personen aufhielten, die momentan verdächtigt wurden.
Zum Glück war das ein Job für Christoph Schwarzenbach und seinen tapferen Mannen, diese einzeln zu überprüfen.
Wohl mit Ausnahme einiger Individuen, die als magisch bedenklich oder bedrohlich eingestuft worden waren, und um die sie sich nun kümmern mussten.
Passte doch wieder zu diesem eingebildeten Fatzke eines Chefs der Sicherheitsabteilung. Kaum wedelte einer bedrohlich mit der Hand, hüpfte er sofort hinter RED ONE in Deckung…
Unter den erwähnten Anzeigen liefen gerade vier einzelne Screens, die so eingerahmt waren, als wären es Monitore des letzten Jahrhunderts. Darin verfolgte sie die momentanen News-Sendungen der internen Archesender. Jeweils ein Feed zur Rechten jeden einzelnen Bildschirmes filterte daraus Codewörter und präzise Anweisungen, welche den Sicherheitsleuten und Kontrollpersonen der Arkologie dabei durchgegeben wurden.
Und schließlich war zuunterst der momentane Kommunikations- und Datenkanal der magischen Sicherheit Genoms aktiv. Inklusive Direktzugriff zur magischen Bibliothek und dem Schnellarchiv für Zaubersprüche. Ebenso wurde hier auf einer zweidimensionalen Plattformansicht der Arche der momentane Status vereinzelter Gebiete des Astralraumes in der Arkologie angegeben.
Kurz musste sie an ihre Anfangsjahre zurückdenken, als sie monatelang nichts anderes zu tun hatte, als Watcher zu beschwören, die ununterbrochen die Zonen erkundeten, ihr Bericht erstatteten und sie diese Daten dann von Hand ins System eingab. Es hatte wirklich Jahre gebraucht, bis sie endlich begriffen hatte, für was diese Sisyphusarbeit überhaupt gut war…
In der AR vor ihnen, knapp über der Türe die aus der Waffenkammer hinausführte, erschien nun Mathis Armin Iselin.
Das sich der Präsident der Basler Arkologie persönlich an sie wendete, war schon eine wirkliche Ausnahme. Rose kannte den blonden Hünen von einem kleinen Techtelmechtel, dass sie zu ihren Anfangsjahren mit ihm gehabt hatte noch gut.
Doch inzwischen sah man ihm - trotz seiner Bemühungen stets jung und vital zu wirken - die vergangenen Jahre und den damit verbundenen Stress als Division Manager von Genom Switzerland schon ziemlich an.
Er räusperte sich.
Alle fünf standen stramm.
„Ich erwarte nur Großartiges von Euch! Nach den letzten Zwischenfällen und Rückschlägen seid ihr wenigstens stets eine Konstante gewesen, auf die man sich verlassen kann. Nun… nach der Lagebesprechung heute Morgen wisst ihr ja auch präzise, was zu tun ist. Enttäuscht uns also auch dieses Mal nicht RED ONE, wir zählen auf euch!“
Rasch verabschiedete er sich, als Rose ihm zuzwinkerte.
Aber er sah immer noch wie der perfekte Schwiegersohn aus, für den eine Mutter töten würde.
„Siehst du Globi,“ meinte sie nun zum einzigen Mann im Raum, „hier hast du doch eine Belobigung von absolut höchster Stelle!“
„Das klang irgendwie nicht danach…“ meinte der Mann mit dem blauschwarzen, krausen Haar unschlüssig.
Rose wollte gerade etwas erwidern, als in ihrem Sichtfeld eine Botschaft erschien.
*Wo zur Hölle bleibt ihr? Dir geht’s wohl nicht schnell genug… kaum hast du die fünfjährige Ausbildung abgeschlossen und schon willst du mich wohl beerben? – Madoras*
„Aha…“meinte die Frau trocken, „Jungs, der Maestro ruft. Klingt ein wenig ungehalten…“
„Hat er schon Panikattacken, dass wir zulassen würden, dass er selbständig zum Einsatzort laufen muss?“ meinte hierauf Carmen Riccardi.
„Bitte… er ist unser Vorgesetzter!“ meldete sich dafür Heide-Andrea Berghammer zu Wort und eilte entschlossen davon. Die anderen folgten ihr.
Rose musste gerade daran denken, dass der herbe Ton wohl von dem Zwischenfall vor dem Mittagessen herrührte, als wie aufs Stichwort Félicien Du Forêt über das Kommlink anklopfte.

Der Chefausbilder der Kampftruppen der Arche-Magier wanderte im Moment mehr oder weniger unauffällig zwischen unzähligen Besuchern über eine der luftigen Aussichtsbalustraden der Eingangshalle der Arche, als sich Rose endlich meldete. „Was ist? Sorry, aber unser Herzchen von einem heldenhaften Anführer stresst wieder!“
Der Bär von einem Mann, mit kristallklaren, wässrigblauen Augen hielt beim Sprechen seinen Blick auf die Besucher der riesigen Halle nach der Eingangspforte der Arkologie gerichtet, als er antwortete. „Haltet bitte die Augen offen! Ich habe hier unten zwei Individuen gesichtet, die diese nonchalante Aura besitzen, die mir stets die Nackenhaare aufstellen… von ihrem südamerikanischen Aussehen her zu schließen möglicherweise sogar Blutmagier! Ich… würde sogar das Leben meiner geliebten Sonja darauf verwetten… das es welche sind!“
„Ich glaube, es braucht manchmal weniger, dass du das Leben deiner Tochter verwetten würdest…“
Der Mann mit leicht ergrautem Haar, das er zu einem knappen Stopelschnitt runtergekürzt trug blieb stehen und grinste bitter. „Rose… das war jetzt ein echter Tiefschlag!“
„Ist Christoph informiert?“
„Nein, was denkst du wohl, wenn ich ihm sage, dass es mein Bauchgefühl ist, während seine ach so tolle Sicherheit diese zwei Mönche so ohne weiteres passieren lassen hat?“
„Ookaay... oh, diese Beleidigung ist mir neu… halt mich bitte auf dem Laufenden; ich werde die anderen Mal vorsichtig drauf vorbereiten! Küsschen!“
Félicien nickte nur, als ihm im Astralraum ein Mann ins Auge stach, der gerade die Arche betrat.
Dieser sah sich um, als wäre er noch nie hier gewesen... oder schon lange nicht mehr.
Obwohl seine Arme schwarze Löcher im Astralraum waren, loderte seine Lebenskraft so hell, dass die meisten Passanten neben ihm wie Kerzen neben einem Scheinwerfer wirkten.
Der Chefausbilder hielt mit dem askennen inne, um den Mann näher zu betrachten.
Instinktiv schätzte ihn Félicien als Gefahr ein - ein Runner vielleicht?
Wie viel Erfahrung hatte diese Person wohl mit der Arche?
Sie sah gerade zu ihm hoch und ihre Blicke kreuzten sich.
Hierbei erinnerte der Kerl Félicien, trotz seiner spiegelnden Brille, an einen Schauspieler aus einem uralten Film mit seiner Lieblingsschauspielerin Melina Mercouri. Ein Film, bei dem es um den Raub eines wertvollen Dolches im alten Istanbul ging und der trotz seines Alters praktisch eine der allerersten ci­ne­as­tischen Schil­de­rungen eines klassischen Runs darstellte.
Doch da war noch etwas anderes… etwas Bedrohliches…
Dann war die Gestalt weg.
Und nicht einmal mehr im Astralraum konnte Félicien sie finden.
Der ausgebrannte Magier blieb irritiert stehen und sah sich suchend um, bis ihm die zwei Blutmagier wieder in den Sinn kamen.
„Félicien… du wirst wohl wirklich alt!“ murmelte er zu sich, als er nach vorne hetzte und in die AR wechselte, um die Ergebnisse der Personenscans abzurufen. Mal sehen ob Genom die zwei 'Perlen' hatte identifizieren können.
Da war doch noch was in der GENOM Arkologie...
;-)
© 2013 - 2024 Thereallobezno
Comments2
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In
KaeptnKarel's avatar
Klasse! - Aber das Warten auf "Nachschub" wird mittlerweile wirklich ein wenig arg lang...